Jeder Quadratmeter zählt
Nicht weniger als 22 Vorarlberger Organisationen – vom Installateursbetrieb bis illwerke vkw, vom Biohotel bis zur katholischen Pfarre – haben im Rahmen des EU-LIFE-Projekts BooGI-BOP mitgewirkt.
Bei der Pressekonferenz am 30. Mai 2022 kamen die Akteurinnen und Akteure zusammen.

Vorarlberg prosperiert

Unablässig expandieren unsere Betriebe, werden Betriebsgebiete neu gewidmet. Die Flächenanforderungen an Arbeiten, Wohnen und Freizeit steigen stetig an, die Baukosten haben längst lichte Höhen erreicht. „Diese grundsätzlich erfreuliche Dynamik unserer Wirtschaft steht klarerweise in einem Spannungsverhältnis zu den Zielen des Klimaschutzes und der Biodiversität, denen die Vorarlberger Landesregierung sich verpflichtet sieht“, erklärt Klimaschutzlandesrat Daniel Zadra. „Die naturnahe Gestaltung von Firmenarealen und Betriebsgebieten leistet einen wesentlichen Beitrag zur Entschärfung der zunehmenden Flächenkonkurrenz, sie schafft und verknüpft Lebensräume, sie bindet Wasser und hilft durch die Verdunstungskälte der Pflanzen, Hitzekapriolen auf natürliche Weise zu dämpfen.“
„Wir pflegen hier einen ganz pragmatischen Ansatz“, betont Zadra. „Wir wollen Betriebsareale als Lebensräume für Menschen und Tiere attraktiv machen. Blühende Wiesen statt Rasenteppiche, heimische Bäume, Sträucher und Hecken, vielfältige Strukturen wie Alt- und Totholz, Kies- und Lehmhaufen sind Nahrungs- und Bruträume für die Tierwelt und erzeugen spürbaren ökologischen Mehrwert für Mitarbeiter:innen, Kund:innen und Nachbar:innen. Jeder Quadratmeter zählt!“.
Die Vorreiterin: Brecher Isolier GmbH

Die Brecher Isolier GmbH in Altach war die erste Vorarlberger Firma, die sich im Rahmen des BooGI-BOP-Projekts beraten ließ und die Vorschläge der ökologischen Expert:innen von pulswerk verwirklichte.
Die Begrünung des Werkstattdachs, das zugleich die Terrasse unserer Wohnung ist, stellte eine Möglichkeit dar, der Natur einen kleinen Teil zurückzugeben“, erzählt Margot Brecher, Gesellschafterin der Firma. Auf das Gründach folgte die Anlage der Wiesen rund um das Wohn- und Betriebsgebäude. Das biodiverse Betriebsgelände wird als Arbeitsplatz und Wohnraum, aber auch von Kund:innen und Passant:innen geschätzt. „An manchen Tagen verlege ich meinen Arbeitsplatz ins Freie“, erzählt Brecher. „Dabei kommt es schon vor, dass mich das Summen eines Insektes ablenkt – wobei diese Ablenkung eine Pause zum Energietanken ist. Auch unsere Nachbarn wissen die Blumenwiesen sehr zu schätzen. Den größten Nutzen haben jedoch die Insekten: Honigbienen, Wildbienen, Hummeln, Käfer, Schmetterlinge und Fliegen, sowie Spinnen und Vögel.“ Selbst Kröten haben auf dem Areal der Brecher Isolier GmbH eine Heimat gefunden.
energie campus illwerke vkw

In Vandans entsteht mit dem energie campus montafon ein modernes Ausbildungszentrum für die Lehrlinge der illwerke vkw. Die Beratung im Rahmen der EU-Förderung hat gezeigt, dass mit nur geringen Mehrkosten ökologisch wertvolle Maßnahmen an Hochbauten gesetzt werden können. Der energie campus ist also nicht nur ein modernes Ausbildungszentrum für Lehrlinge, sondern bietet auch Quartiere für Fledermäuse, kombiniert eine PV-Anlage für die Lehrausbildung mit einer extensiv begrünten Dachfläche und berücksichtigt die tierfreundliche Außenlichtgestaltung.
Die naturnahe Gestaltung von Betriebsarealen ist für die illwerke vkw allerdings kein Neuland, wie bereits viele Einzelmaßnahmen zeigen. Zum Beispiel wurden bereits 2016 in der Umspannanlage in Bürs heimische Magerwiesen auf 1,4 Hektar angelegt, die nun die technische Anlage zu einem Hotspot der Artenvielfalt machen. Die Beratung im Rahmen des EU-Projektes hat ein weiteres Mal gezeigt, welche ökologischen Maßnahmen im Bereich Hochbau möglich sind, die nun auch bei weiteren Neubauten zum Einsatz kommen werden.
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